28. September 2000
Kirchenvolksbewegung veranstaltet Mahnwache vor dem Fuldaer Dom und zieht nach fünf Jahren Kirchenvolksbegehren Bilanz
In Fulda geht heute die Herbstvollversammlung der katholischen Deutschen Bischöfe zu Ende – um 18 Uhr beginnt die feierliche Schlußandacht im Fuldaer Dom. Ergebnisse werden dann – neben dem, was schon vorher durchgesickert ist – morgen auf der Abschlußpressekonferenz vom Vorsitzenden, dem Mainzer Bischof Karl Lehmann, bekanntgegeben werden. Seit 16 Uhr - bis kurz vor der Schlußandacht – halten nun Mitglieder der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ auf der Paulsupromenda gegenüber dem Fuldaer Dom eine Mahnwache ab. Sie wollen damit von den Oberhirten einfordern, was diese nicht bereit sind, ihnen im gewünschten Ausmaß zu gewähren: Massive Reformen in der Kirche. Vorher hat „Wir sind Kirche“ nach fünf Jahren Arbeit eine Bilanz gezogen.
Beitrag von Christoph Käppeler für das hr4 Osthessen-Journal am 28. September 2000
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„Fünf Jahre und kein bißchen leise“ ist das Motto der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“, die aus dem Kirchenvolksbegehren hervorgegangen ist. Über 1, 8 Millionen Unterschriften hatte das Kirchenvolksbegehren vor fünf Jahren für seine fünf Forderungen sammelt: Aufbau einer geschwisterlichen Kirche, Priestertum auch für Frauen, Abschaffung des Zölibates, positive Bewertung von Sexualität und „Frohbotschaft statt Drohbotschaft“. - Siegbert Maier-Borst vom Leitungsteam von „Wir sind Kirche“:
(„Die fünf Forderungen sind nicht erfüllt worden...Situation hat sich zugespitzt“)
Dennoch sei die Kirchenvolksbewegung nicht erfolglos gewesen: Zahlreiche Gruppen hätten sich in Gemeinden und Bistümern gebildet. 1998 wurde der Verein „Frauenwürde“ gegründet: „Frauenwürde“ will schwangere Frauen in Konfliktsituationen beraten – so wie es auch „Donum vitae vorhat: „Donum vitae“ wurde im vergangenen Jahr vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken ZdK in Fulda gegründet, nachdem die Bischöfe hier auf Druck vom Papst beschlossen hatten, in katholischen Beratungsstellen keine Beratungsscheine mehr auszustellen. Am 1. Juli hat „Frauenwürde“ seine erste basiskatholische Beratungsstelle im nordrhein-westfälischen Olpe eröffnet. Die katholischen Bischöfe haben in Fulda beschlossen, für ihre Schwangerschaftsberatungsstellen ohne Beratungsschein eine große Werbekampagne zu starten. Annegret Laakmann Vorsitzende von „Frauenwürde“,fordert von den Oberhirten:
(„Wir wünschen uns...ausgeben kann“)
Der Limburger Bischof Kamphaus ist der einzige, der weiter Beratungsscheine ausgeben lassen will. Die Kirchenreformer ärgern sich gerade in der letzten Zeit über neue konservative Signale aus Rom: Der umstrittene Papst Pius der neunte wurde seliggesprochen. Der Priesterweihe von Frauen eine eindeutige Absage erteilt. Mit der Erklärung „Dominus Jesus“ die evangelischen Kirchen verärgert.
Die Kirchenvolksbewegung will weiter für ihre fünf Forderungen kämpfen. Nächstes Ziel ist: Die gemeinsame Kommunion mit den Protestanten beim ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Karl Lehmann, hat in Fulda bereits gesagt, daß er die Abendmahlgemeinschaft erst am Ende des ökumenischen Prozesses sieht. Ferdinand Kerstiens von „Wir sind Kirche“, emeritierter Gemeindepfarrer aus Marl meint dazu:
(„Wenn eine solche ganz Einheit vorausgesetzt...nicht mehr“)
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© 2000 Christoph Käppeler
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