28. Juli 2000
Die Bestattung Johannes Dybas
Mehrere tausend Menschen haben am 28. Juli 2000 Abschied von Erzbischof Johannes Dyba dem verstorbenen Erzbischof die letzte Ehre. Darunter auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, die zu Johannes Dyba persönlichen Kontakt hatte. Bei der Beisetzung des Erzbischofs in der Grabeskapelle des Domes spielten zwei Kinder aus der Familie des Verstorbenen auf Geigen Franz Schuberts “Heilig, Heilig, Heilig”, das Dyba sehr gerne hatte:
Bericht von Christoph Käppeler im hr4-Osthessen-Journal um 16 Uhr 05 und als ARD-Sammelangebot am 28. Juli 2000
Nach der Bestattung - 2. Bericht von Christoph Käppeler im hr4-Osthessen-Journal am 28. Juli 2000 (Text weiter unten)
Rund siebentausend Menschen hatten sich im Fuldaer Dom und auf dem Platz davor versammelt. Am feierlichen Pontifikalrequiem nahmen zahlreiche Prominente teil. Darunter Hessens Ministerpräsident Roland Koch und Verteidigungsstaatssekretär Klaus-Günther Biederbick.
Ranghöchster Vertreter aus dem Vatikan war der vietnamesische Bischof Francois Xavier van Thuan, Präfekt des Päpstlichen Rates Justitia et Pax.
Gegen halb elf war der Sarg mit dem Leichnam Johannes Dybas von der Michaelskirche zum benachbarten Fuldaer Dom von katholischen Verbänden und einem großen Ehrengeleit der Bundeswehr begleitet worden.
Erz-, Diözesan- und Weihbischöfe aus fast allen katholischen deutschen Bistümern waren gekommen. Etwa der Berliner Weihbischof Wolfgang Beider, der Kölner Weihbischof Friedhelm Hofmann und der Berliner Generalvikar Roland Steinke:
(Drei O-Töne)
Dyba war der umstrittendste deutsche Bischof. Immer wieder war er in den Medien präsent, wurde in Talkshows eingeladen. Er war konservativ – die Kirche sollte sich nicht immer mehr mit Gesellschaftspolitik befassen, sondern mehr die Wahrheit des Glaubens verkünden - und notfalls auf eine kleinere Anzahl motivierter Christen schrumpfen. Oft fühlten sich die von ihm kritisierten Gruppen durch seine scharfen Angriffe verletzt. Der Paderborner Erzbischof Degenhardt, der das Requiem zelebrierte, erwähnte einige von Dybas innerkirchlichen Gegnern:
(”Er fand markante Formulierungen...Papst Johannes Paul II.”)
Anders als Dyba stimmte die Mehrheit der deutschen Bischöfe aber oft nicht mit dem Papst überein - wie bei der Frage der Teilnahme an der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung. Auf diese Gegensätze gerade auch zu ihm ging der Mainzer Bischof Karl Lehmann, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, in seimem Schlußwort, ein:
(O-Ton Lehmann)
Am Ende des Requiems wurde der Sarg mit den sterblichen Überresten Johannes Dybas feierlich in der Johanneskapelle des Fuldaer Domes beigesetzt.
Nach der Bestattung versammelten sich die Trauergäste, darunter ehemalige Schulkameraden des Verstorbenen, zu einem Imbiß in Johannes Dybas alter Nachbarschaft, dem Hotel Maritim, gleich vis-à-vis seines Amtssitzes. Die Stimmung in Fulda rund zwei Stunden nach der Beisetzung Johannes Dybas:
Nach der Bestattung - 2. Bericht von Christoph Käppeler im hr4-Osthessen-Journal am 28. Juli 2000
Auch in den Restaurants rund um den Dom sieht man viele Menschen in Trauerkleidung essen. Oder sich ein Eis kaufen. Der Domplatz an sich ist mittlerweile wieder leer – auch die etwa 2000 Stühle, die dort aufgestellt worden waren, sind mittlerweile schon wieder weggeräumt. Vor dem Dom selber herrscht noch ein geschäftiges Treiben – hier werden Lautsprecher abgebaut und wieder auf LKW’s verladen. Die Kränze für den Verstorbenen Erzbischof sind noch vor dem Dom aufgestellt – vom Bundesverteidigungsminister kommt einer; ein anderer von der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung. Und drinnen hat sich auf der rechten Seite eine lange Schlange vor der Johanneskapelle gebildet: Die Menschen gehen am noch geöffneten Grab vorbei, neben dem wieder Soldaten der Bundeswehr Ehrenwache stehen. Ein Ehepaar verläßt gerade den Dom:
(„Er hat zu seinem Glauben...uns Mut gemacht“)
Eine ganze Reihe junger Leute – offenbar Mitglieder von katholischen Gruppen - stehen auch noch vor dem Dom – Gefühle nach den heutigen Beisetzungsfeierlichkeiten?
(„Wir haben einen mutigen und bonifatianischen Fürsprecher verloren und wir haben mutigen und bonifatianischen Fürsprecher gewonnen “)
(„Ich fand es war eine sehr würdige Feier..“)
Man sieht viele geistliche Leute heute in Fulda – mehr als vielleicht sonst auch schon in der katholsichen Stadt zu sehen sind. Drei Pfarrer aus dem Bistum Fulda waren angereist: Einer ist Emil Wiegand aus Bad Karlshafen:
(„Ich war eigentlich tief bewegt...Gemeinde davon“)
Pfarrer Andreas Schreiner ist aus Immenhausen
(„Das war sehr beeindruckend...schon toll“)
Wie soll es aber im Bistum Fulda jetzt weitergehen, nachdem der bisherige Oberhirte Johannes Dyba gestorben ist? Pfarrer Wilhelm Gerlach aus Neustadt-Momberg bei Marburg hat schon genaue Vorstellungen:
(„Wir haben ja noch zwei Weihbischöfe, die bisher schon die Verwaltung gemacht haben - von daher gibt es nichts neues. Und da hoffen wir dann, daß unser Bischof Schick dann der Nachfolger wird!“)
Gleich um 17 Uhr wird der Fuldaer Dom für die Öffentlichkeit geschlossen werden – und dann wird das Grab von Johannes Dyba geschlossen – auf einer Steinplatte auf dem Grab wird sein Name zu lesen sein werden.
23. Juli 2000: "Ein 'Mann klarer Positionen' ist tot"
31. Juli 2000: Eingessenes Ziehkind Dybas oder ein neuer Vatikandiplomat?Wer wird Nachfolger von Johannes Dyba?
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