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Es war Bischof Algermissens zweite Predigt im Fuldaer Dom. Vor fuldischen Publikum, das ihn auch an dem maß, was sein Vorgänger Johannes Dyba hier von der Kanzel gesagt hatte. „Das ist ein Hampelmann!“ rief ein einzelner Gottesdienstbesucher laut, während Algermissen sprach. Der Bischof aber hielt konsequent so etwas wie eine programmatische Rede. Sein Tenor: Die Kirche darf den Trends der Zeit nicht nachgeben:
(„Kritisch wird es, wenn sie...Zeitgeist nachzulaufen“)
Denn, so sieht es Algermissen: Die Menschen versuchten immer mehr und hemmungsloser, sich selbst zu verwirklichen. Je mehr sie sich aber ohne Rücksicht auf Verluste selbstverwirklichten, desto größer würde der Abstand zu den anderen Menschen:
(„Die Mentalität der Verbilligung...anzuprangern“)
Daß es theologisch kaum Unterschiede zwischen ihm und Dyba gebe, hatte Algermissen ja schon früh. Auch Dyba wetterte häufig gegen die Verweltlichung der Kirche, das Gerede von „Gesellschaft“, die stärkere Beteiligung von Laien. Und er hätte diese Sätze Algermissens gewiss auch unterschrieben:
(„All die erschöpfenden Strukturdebatten...unserer Kirche“)
Bischof Algermissen hatte ja schon seine versöhnlich klingenden Töne im Kirchenfunk des hr gegenüber dem Verein „Donum vitae“ am letzten Dienstag relativiert: Natürlich habe er „ernste Vorbehalte“ gegenüber dem Verein katholischer Laien, weil der in seinen Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen Bescheinigungen an die Frauen ausgibt, mit denen sie straffrei abtreiben können.
Algermissens erste Woche hat vielleicht die hochfliegenden Erwartungen mancher, die mehr Liberalität von ihrem Bischof erwarteten, enttäuscht. Bei den Fuldaern aber, die auch Dyba liebten, hat er gestern einen guten Eindruck hinterlassen:
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© 2001 Christoph Käppeler