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Renate Brown hat ihren Mann kennengelernt, als er US-Soldat in Gießen war. Nun lebt sie seit 15 Jahren mit ihm in New Orleans. Sie haben zwei Kinder, 11 und 13 Jahre alt. Die gebürtige Fuldaerin arbeitet als Lehrerin an der High School mit autistischen Schülern. Als sich der Hurricane „Katrina“ ankündigte, blieb die Familie erstmal cool – es gab schon oft Hurricanes in New Orleans. Dann aber wurde er plötzlich stärker und dreht genau in Richtung der Stadt:
(“Wir waren recht spät, mein Mann ist fischen gefahren, am Sonntag hat er mich aufgeweckt, Kategorie 3 oder 4....”)
Ihr Mann nagelte die Fenster zu, und dann fuhren sie weg, am Sonntag nachmittag:
(„Aber wir haben nur Essen für 2-3 Tage... beide Autos, Möbel im 1. Stock“)
Die Familie fuhr 400 km nach Nordlouisiana, zu entfernten Verwandten:
(„Wir sind Schleichwege gefahren...“)
Das war ihr Glück: Denn die Autobahnen waren überfüllt, und viele kamen gar nicht weiter und mußten in New Orleans bleiben. Montag abend fuhren sie dann wieder etwas näher, in die Stadt Baton Rouge, zu einer Nichte, in ihre Zweizimmerwohnung:
(„Da haben wir mit 16 Leuten, einem Hund und 2 Meerschweinchen gewohnt...“)
Und dann kam aber erst das schlimmste:
(“Dienstag morgen haben wir gehört: Die Stadt ist am volllaufen”)
Hier muss Renate Brown mit den Tränen kämpfen.
(„Ich hatte das Gefühl: Keine Heimat mehr, meine frühere Heimat...mein Mann hat das auch gesagt“)
Ihre Schwester in Darmstadt gab ihr Asyl, dort wohnt die Fuldaerin aus New Orleans zur Zeit. Ihr Sohn und ihre Tochter, 11 unds 13 Jahre alt, gehen im Moment auf eine deutsche Realschule – das ging völlig unbürokratisch: Die US-Armee in Hessen dagegen half nicht: Für die amerikanische High School in Wiesbaden etwa hätte sie über 26.000 Dollar Schulgeld bezahlen sollen.
Derweil kĂĽmmert sich ihr Mann um das Haus in New Orleans, in dem das Wasser etwas 20 cm hoch stand:
(“Schimmelpilze überall, da muss viel rausgeschmissen werden. Mein Mann versucht den Versicherungsagenten zu kriegen..noch nicht geschafft“)
Im Internet hat ihr Sohn sich von Deutschland aus das Satellitenbild ihres Hauses angeschaut:
(„Man konnt alles genau sehen..hat er Heimweh gehabt“)
Vielleicht kehrt sie mit den Kindern im Januar zurück, wenn die Schulen in New Orleans wieder öffnen. Weil aber die Flut jederzeit wiederkehren kann, wollen sie und ihr Mann woanders in den USA hinziehen – wohin, wissen sie noch nicht – aber nicht nach Kalifornien:
(„Kalifornien... Eltern gesagt: da gibt es Erdbeben“)
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© 2005 Christoph Käppeler