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“Wir hatten das Gefühl, die Stadt ist am Sterben”

5. Oktober 2005

Eine Frau, die aus Fulda stammt, hat die Auswirkungen des Hurrikans “Katrina” mit ihrer Familie am eigenen Leib verspürt.

Der Hurricane „Katrina“ hat die Stadt New Orleans schwer getroffen: Weil die Dämme gebrochen sind, ist die Stadt, die tiefer als der Meeresspiegel liegt, überschwemmt worden. Es gab über 1000 Tote, viele Menschen verloren ihre Häuser; viele sind noch immer nicht wieder zurückgekehrt; viele werden vielleicht auch nie mehr nach New Orleans zurückkommen. Renate Brown wohnt mit ihrem Mann in New Orleans. Sie ist eine geborene Heurich und stammt aus Fulda. Seit 15 Jahren wohnt sie in der Südstaatenmetropole – aber: derzeit ist sie wieder in ihrer alte Heimat, in Deutschland. Christoph Käppeler hat mit Renate Brown gesprochen – sie hat ihm erzählt, wie sie „Katrina“ und die Folgen erlebt hat.

Beitrag von Christoph Käppeler in hr 4 Nordosthessen am 5. Oktober 2005

Beitrag als mp3-Datei

Renate Brown hat ihren Mann kennengelernt, als er US-Soldat in Gießen war. Nun lebt sie seit 15 Jahren mit ihm in New Orleans. Sie haben zwei Kinder, 11 und 13 Jahre alt. Die gebürtige Fuldaerin arbeitet als Lehrerin an der High School mit autistischen Schülern. Als sich der Hurricane „Katrina“ ankündigte, blieb die Familie erstmal cool – es gab schon oft Hurricanes in New Orleans. Dann aber wurde er plötzlich stärker und dreht genau in Richtung der Stadt:

(“Wir waren recht spät, mein Mann ist fischen gefahren, am Sonntag hat er mich aufgeweckt, Kategorie 3 oder 4....”)

Ihr Mann nagelte die Fenster zu, und dann fuhren sie weg, am Sonntag nachmittag:

(„Aber wir haben nur Essen für 2-3 Tage... beide Autos, Möbel im 1. Stock“)

Die Familie fuhr 400 km nach Nordlouisiana, zu entfernten Verwandten:

(„Wir sind Schleichwege gefahren...“)

Das war ihr Glück: Denn die Autobahnen waren überfüllt, und viele kamen gar nicht weiter und mußten in New Orleans bleiben. Montag abend fuhren sie dann wieder etwas näher, in die Stadt Baton Rouge, zu einer Nichte, in ihre Zweizimmerwohnung:

 („Da haben wir mit 16 Leuten, einem Hund und 2 Meerschweinchen gewohnt...“)

Und dann kam aber erst das schlimmste:

(“Dienstag morgen haben wir gehört: Die Stadt ist am volllaufen”)

Hier muss Renate Brown mit den Tränen kämpfen.

 („Ich hatte das GefĂĽhl: Keine Heimat mehr, meine frĂĽhere Heimat...mein Mann hat das auch gesagt“)

Ihre Schwester in Darmstadt gab ihr Asyl, dort wohnt die Fuldaerin aus New Orleans zur Zeit. Ihr Sohn und ihre Tochter, 11 unds 13 Jahre alt, gehen im Moment auf eine deutsche Realschule – das ging völlig unbürokratisch: Die US-Armee in Hessen dagegen half nicht: Für die amerikanische High School in Wiesbaden etwa hätte sie über 26.000 Dollar Schulgeld bezahlen sollen.

Derweil kĂĽmmert sich ihr Mann um das Haus in New Orleans, in dem das Wasser etwas 20 cm hoch stand:

(“Schimmelpilze überall, da muss viel rausgeschmissen werden. Mein Mann versucht den Versicherungsagenten zu kriegen..noch nicht geschafft“)

Im Internet hat ihr Sohn sich von Deutschland aus das Satellitenbild ihres Hauses angeschaut:

(„Man konnt alles genau sehen..hat er Heimweh gehabt“)

Vielleicht kehrt sie mit den Kindern im Januar zurück, wenn die Schulen in New Orleans wieder öffnen. Weil aber die Flut jederzeit wiederkehren kann, wollen sie und ihr Mann woanders in den USA hinziehen – wohin, wissen sie noch nicht – aber nicht nach Kalifornien:

(„Kalifornien... Eltern gesagt: da gibt es Erdbeben“)

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© 2005 Christoph Käppeler

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