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“UK” gestellt und sozialistische Visionen

18. Dezember 2005

Computererfinder Konrad Zuse, der heute vor 10 Jahren starb, trĂ€umte von einem “Computer-Sozialismus” - und seine Beziehungen zum 3. Reich werden fast nie thematisiert.

Am 18. Dezember 2005 ist es zehn Jahre her, dass Konrad Zuse, der Erfinder des Computers, gestorben ist. Konrad Zuse hat die letzten 39 Jahre seines Lebens in HĂŒnfeld gelebt. Im Jahr 1941 hatte er den ersten funktionierenden Computer der Welt gebaut, den „Z3“. 1940 hatte er seine erste Firma gegrĂŒndet, die „Zuse Apparatebau“, um solche Rechner herzustellen. Nach dem Krieg kam er nach Osthessen, und stellte mit seiner „Zuse KG“ erst in Neukirchen, spĂ€ter in Bad Hersfeld Serienrechner her. Daneben war auch die Kunst seine Leidenschaft – derzeit werden seine Werke in der Kunststation Kleinsassen in der Rhön gezeigt. Am Sonntag nun wird es in HĂŒnfeld eine Gedenkfeier an seinem Grab in HĂŒnfeld und danach einen Festakt in Kleinsassen geben. Zuses 10. Todestag geben. Christoph KĂ€ppeler erinnert daran, dass Zuse mit einem Freund zusammen eine neue Form des Sozialismus entwickelte – und dass an seinem frĂŒheren Wirkungsort in Berlin-Kreuzberg ein Autor sich mit Zuses VerhĂ€ltnis zu den MĂ€chtigen im 3. Reich befaßt.

Beitrag von Christoph KĂ€ppeler - lange Version

(Ein kĂŒrzerer Beitrag, ca. 3 Minuten lang, wurde am 16. Dezember 2005 in hr4 Nordosthessen gesendet)

Beitrag als mp3-Datei

Konrad Zuse und sein Freund, der Historiker Arno Peters, wollten mit dem Computer eine bessere Welt schaffen. „Computer-Sozialismus“ nannte Konrad Zuse das. Nach Zuses Tod machte Peters darĂŒber ein Buch, er starb vor drei Jahren. Siegfried Wenzel, der seit den fĂŒnfziger Jahren bis zum Ende der DDR in der Plankommission der DDR gearbeitet hatte, hatte sich mit Peters unterhalten:

“Die beiden waren der Auffassung, dass damit - und haben das auch ausgedrĂŒckt - eine neue Stufe des Wirtschaftens der Menschheit erreicht werden kann. die mit Hilfe des Computers Möglichkeiten bietet, dieses komplizierte System der arbeitsteiligen Wirtschaft, wie es sich entwickelt hat, beherrscht werden kann ĂŒber eine sogenannte Planwirtschaft”

aus: Nur so könnten alle Menschen auf der Welt gerecht mit allem versorgt werden, was sie brÀuchten, fanden Konrad Zuse und Arno Peters. Konrad Zuses Sohn Horst verstand die Ideen der beiden allerdings so:

“Also, da ging es wohl darum, dass der Computer nicht dominant den Menschen beherrschen soll. Also es hat nicht mit dem Sozialismus oder gar Kommunismus was zu tun, sondern dass es eine Ausgewogenheit zwischen Mensch und Computer geben muss”

Der Berliner Autor und Journalist Eike Stedefeldt meint dagegen ĂŒber die Ideen von Konrad Zuse und Peters:

“Ich fand besonders witzig, dass da eine TechnikglĂ€ubigkeit darin sich Ă€ußerte, die ziemlich naiv war”

Der ehemalige DDR-Planer Wenzel sympatisiert dagegen mit dieser neuen Form von Planwirtschaft::

„Insofern halte ich die Auffassungen von Peters und Zuse fĂŒr gerechtfertigt; eine notwendige Variante, vielleicht eine große Vision, die aber, das ist meine persönliche Auffassung, auch mit dem gegenwĂ€rtigen Stand  noch nicht effektiv verwirklicht werden kann....“

aus: Eike Stedefeldt lebt in Berlin-Kreuzberg und hat unter anderen das sogenannte „Kreuzberger Notizbuch“ geschrieben. Auf seinen RundgĂ€ngen durch Kreuzberg entdeckte er die ehemalige Villa Konrad Zuses und las Zuses Memoiren „Der Computer – mein Lebenswerk“

„Und ich dachte, ich hör nicht richtig, ich les nicht richtig: da war sehr offen eigentlich die fruchtbare Zusammenarbeit mit den Nazibehörden und –Àmtern geschildert“

Eike Stedefeld machte stutzig, dass Konrad Zuse mitten im Krieg, der von den Nazis entfesselt worden war, in Berlin an seinen Computern arbeiten konnte.

„Vom Oberkommando der Wehrmacht zum Beispiel hat er sich technische GegenstĂ€nde oder Halbzeuge und dergleichen beschaffen können. Hinweis wĂ€re auch, dass er selber auch an Lenkwaffen mitgearbeitet hat, an kriegswichtigen Waffen. Dann tauchen auf: Sogenannte ‘Fremdarbeiter’, heute sagen wir Zwangsarbeiter dazu, Arbeitssklaven, wo dann sofort aber wieder der Einschub von ihm kommt, die hĂ€tten es aber sehr gut bei ihm gehabt”

In seinen Memoiren beklagte Zuse sogar, dass Behörden des NS-Staates seine VorschlÀge und Erfindungen ignoriert hÀtten, Hitler habe ihren Wert nicht erkannt:

„Wie er zum Beispiel selber schreibt, dass Albert Speer seine Entwicklung einer Rechenmaschine fĂŒr durchaus kriegswichtig hielt, aber Hitler wohl gesagt haben soll, zu Speer, als der das ihm vorstellte: Den Krieg gewinnt er ‘mit dem Mut seiner Soldaten und nicht mit einer Rechenmaschine“

Konrad Zuse wurde nach dem Krieg nach SĂŒddeutschland und dann nach Osthessen verschlagen, aber Ă€hnlich wie bei Wernher von Braun, der spĂ€ter die US-Weltraumfahrt begrĂŒndete, fragte niemand nach, was er im 3. Reich gemacht hatten. Einen Erfolg hatte Eike Stedefeldt aber: In Völklingen im Saarland wurde eine Schule wegens seines Artikels nicht, wie erst geplant, „Konrad-Zuse-Schule“ genannt, sondern „Albert-Einstein-Schule“

„Das fand ich insofern pikant, dass Konrad Zuse als TĂŒftler, Erfinder, Ingenieur in Deutschland geblieben ist und mit den Nazis zusammengearbeitet hat, und dass Albert Einstein als genialer Physiker das Land verlassen mußte und auf der Gegenseite war. Und dass diese Schule nach Albert Einstein benannt worden ist: das freut mich doch sehr!“

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© 2005 Christoph KĂ€ppeler

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