21. April 2006
Sebastian Friedel aus dem Vogelsbergkreis lag nach einem Unfall, an dem eine Autofahrerin schuld war, lange im Wachkoma und hat über seine Erfahrungen ein Buch geschrieben.
Im Jahr 1995 gab es einen schweren Unfall im Alsfelder Stadtteil Altenburg: Ein junger, 18 Jahre alter Mann, stieß auf seinem Motorroller mit einem Auto zusammen: Die Fahrerin war viel zu schnell gefahren. Schwer verletzt kam der junge Mann aus Lauterbach ins Krankenhaus und lag Monatelang im Koma. Danach mußte er jahrelang sich behandeln lassen; er war schwer traumatisiert und kämpft bis heute zum Beispiel mit Gedächtnisproblemen. Vor einigen Jahren hat er angefangen, ein Buch zu schreiben – und das ist jetzt herausgekommen. „Aufgewacht“ heißt es.
Beitrag von Christoph Käppeler in hr 4 Nordosthessen am 21. April 2006
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Piep... Piep....
„Piep...piep...piep“. Damit beginnt das Buch von Sebastian Friedel. Er wacht gerade, nach mehreren Wochen, aus dem Koma auf – und weiss nicht, was da piept. Erst denkt er, dass er in einem Flugzeug ist, das Piepen kommt vom Radar. Nur: Warum sind die Stewardessen alle in weiss? Und dann kommt sogar der Flugkapitän selber vorbei, auch in weiss... und sagt zu ihm: „Sie hatten einen sehr schweren Unfall!“. Langsam erst dämmert es ihm, dass er im Krankenhaus liegt, und dass der Flugkapitän in Wirklichkeit der Arzt ist.
(„Ich bin auf den Kopf gefallen... und Bekannten gemieden“)
Insgesamt war Sebastian Friedel drei Jahre im Krankenhaus.
(„Das erste Dreivierteljahr...Koma aufgewacht..langsam ergeben“)
Vieles mußte er einfach wieder neu lernen. Die einfachsten Wörter fallen einem nicht mehr ein; man vergißt den Namen von dem, mit dem man spricht.... Jede Nacht träumte er wieder und wieder von dem Unfall. Vier Jahre nach dem Unfall fing er an, das Buch zu schreiben.
( „Soll ein Erfahrungsbericht sein...einem Sand in die Augen“)
Kathrin Jacob vom Lauterbacher Elf-Uhr-Verlag hat Sebastian Friedel beim Buchschreiben betreut und beraten:
(„Was mich fasziniert...Betroffenenliteratur eher selten“)
Auf die damals 19jährige, die schuld an dem Unfall war, ist Sebastian Friedel immer noch sauer, und das schreibt er auch_
(„Außerdem wünsche ich...an dieses Weibstück denken?“)
Fremdwörter finden sich nicht in seinem Buch. Es ist kein Fachbuch. Und es ist trotz des schweren Schicksal ganz leicht und auch unterhaltsam zu lesen.
(„Ich will halt jedem zeigen...in die Augen geworfen bekommt“)
Also kann jeder das Buch lesen - Lektorin Kathrin Jacob vom Elf-Uhr-Verlag:
(„Mir fällt das spontan..auch mal eine Zielgruppe“)
Bis heute muß der heute 28 Jahre alte Buchautor Sebastian Friedel unter den Unfallfolgen leiden. Immerhin: vom Unfall träumt er nicht mehr jede Nacht... Jetzt träumt er von was anderem, sagt er – und schaut versonnen seiner Freundin in die Augen.
Sebastian Friedels Buch „Aufgewacht – Innenansicht einer Rehabilitation“ ist im Elf-Uhr-Verlag in Lauterbach erschienen, und kostet € 17,50.
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© 2006 Christoph Käppeler
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