8. Juni 2007
Torsten Fischer inszeniert den “Faust II” in Bad Hersfeld als sehr heutige Kritik
Morgen, am Samstag, dem 9. Juni, werden die 57. Bad Hersfelder Festspiele eröffnet. Es ist die zweite Spielzeit von Intendantin Elke Hesse. Zum Glanzlicht ihrer ersten Spielzeit im vergangenn Jahr hatte sie Goethes Faust gemacht, mit Rufus Beck als Mephisto, Martin Reinke als Faut und Anna Franziska Srna als Gretchen. Der Faust 1 – vielgespielt, ein beliebter Bühnenklassiker – ist das eine – aber: Elke Hesse wollte und will den ganzen Faust: Und deshalb bringt sie in diesem Jahr den Faust II auf die Bühne – Regie führt wie bei Faust 1 wieder Torsten Fischer – und mit der Premiere des zweiten Faust beginnen – nach der Eröffnnung durch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück – die diesjährigen Aufführungen in der Hersfelder Stiftsruine.
Beitrag von Christoph Käppeler in hr 2 am 8. Juni 2007
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, beginnt der Hersfelder Faust 2. Nach dem schrecklichen Ende der Gretchen-Tragödie taucht Faust aus der Tiefe der Hersfelder Stiftsruine auf, geht langsam nach vorne und wird von den Elfen eingeholt, die ihn im Tau aus Lethes Flut – Synonym für das befreiende Vergessen – baden.
(„Erst sinke sein Haupt...dem heiligen Licht!“)
Santa Luce! Etc...
Der Luftgeist Ariel – Anna Franziska Srna – besingt Fausts Reinigung von Schuld und seinem schrecklichen Erleben, zur Musik von Knstantin Wecker. Anna Franziska Srna, das Gretchen aus Faust I, spielt in Faust 2, die Helena, aber eben nicht nur diese:
(„Ich bin nicht nur Gretchen und Helena...Gegenüber des Faust“)
Goethe hat den zweiten Teil des Faust als Lesedrama geschrieben. Aber: Regisseuer Torsten Fischer findet, dass das Stück aufgeführt werden muss. Faust 1 und 2 bilden für ihn ein Gesamtkunstwerk, sagt er. Fischer hat Faust II auf rund zwei Stunden Stücklänge reduziert:
(„Selbstverständlich ist das nicht...gutheissen“)
Nämlich, das Fischer in Faust II das betont, was uns heute interessiert. Etwa das greise Ehepaar Philemon und Baucis: So gnadenlos wie heutige Globalisierer will Faust das Paar vertreiben, um eine neue, schönere Welt schaffen zu können. Sehr aktuell – am Tag der Hersfelder Premiere endet der G-Gipfel in Heiligendamm
(„Also, es geht wirklich um Globalisierung...sämtlicher Dinge...“)
Rufus Beck als Faust, Martin Reinke als Doktor Faustus und Anna Franziska Srna als Helena – das ist für Regisseur Torsten Fischer ein Dreigespann, in dem Gretchen/Helena auf Augenhöhe spielt:
(„Dominierende Gestalt des 2. Teils...messen lassen müssen“)
Im zweiten Teil des Faust gibt es – bis auf Faust selbst – keine Menschen, sondern nur Geister und Fabelwesen. Torsten Fischer findet es seltsam, ein Theaterstück zu machen, in dem keine Menschen auftreten. Aber: er will den Geistern menschliche Verhaltensweisen verleihen – denn: Geister interessieren ihn eigentlich nicht.
(„Deshalb ich ich ja im 1. + 2. Teil...übersinnlich-religiöse“)
Bad Hersfelds Festspielintendantin Elke Hesse freut sich: Schon im letzten Jahr wurden für den Faust 1 soviele Karten verkauft wie sonst nur für’s Musical in der Stiftsruine,
(„Jetzt mit Faust 2 ist das ein Muss...ausverkauft“)
In der Faustnacht am 7.Juli werden Faust eins und Faust zwei hintereinander gespielt werden – mit einer Pause gegen Mitternacht, in der die Zuschauer mit Essen und Trinken versorgt werden, um sich so gestärkt ummittelbar danach der Tragödie zweiten Teil anschauen zu können.
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© 2007 Christoph Käppeler
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