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Erste Fremdensitzung der Fuldaer Karnevalsgesellschaft FKG am 15. Januar 1999


Seit dem 1. Januar gibt es den Euro - und mit dieser neuen Währung wird sich in den nächsten Jahren einiges ändern in diesem Land. Ab 2002 wird es nur noch den Euro geben, dann richtig mit Münzen und Geldscheinen, und die gute, alte DeMark muß gehen. Was alles, fragt sich mancher, wird sich sonst noch ändern? Welche liebgewonnenen Bestandteile unserer Kultur werden noch verschwinden? Da kommt das diesjährige Motto der Fuldaer Foaset gerade richtig, um solchen Ängsten entgegenzuwirken. Es heißt: „Der Euro kommt, die Foaset bleibt!" Grund zur Freude bei der ersten Fremdensitzung der Fuldaer Karnevalsgesellschaft FKG am Freitag abend in der Fuldaer Orangerie.

 Das Auftauchen des Euro hat Fuldas Narren trotzig werden lassen: Beim "Standbild der Elferratsfrauen" am Beginn sang Marianne Link, daß man zwar am Euro nicht vorbeikäme, "Foll" aber vorgehe:

"Gönn' der Währung die Bewährung:
Lieb den Euro lieber gleich!
Doch eins ist toll, jawoll:
Foll bleibt Foll!
Der Euro kommt, die Foaset bleibt!
Der Rhiel muß schaff, Hamberger schreibt!
Ansonsten alles klar,
beinah so, wie es war:
Föllsch Foll hinein die Narrenzeit!"
 

Alois Rhiel - Fuldas neuer Oberbürgermeister - muß schaffen, sein Vorgänger Hamberger schreibt fleißig. Weiteres wichtiges Thema der Sitzung: Die Kußleidenschaft des diesjährigen Prinzen, Jürgen Medicus des 58. von Fulda. Sie wurde im für ihn geschriebenen Prinzenlied angesprochen

„Wir haben keinen Onkel in Übersee,
bei uns steht das Glück vor der Tür!
Laß' Dir den Alltag versüssen:
Prinz Medicus, der läßt schön grüssen.
Wie jedes Jahr wurde er auserwählt,
seht jeweils das beste vom Mann!
Er führt uns durch die Kampagne,
Hört zu, wie alles begann:

Küßchen hier, und Küßchen da,
erzählte ihm schon Großpapa.
Schon als Jürgen noch ganz klein,
wollte er ein Doktor sein!
Heute ist er Prinz von Foll.
Wir alle findens wundervoll
Gruß und Kuss zum Schluß:
Für Tollität Prinz Medicus!"

In Köln warnen Ärzte schon davor, daß durch die ganze Bützerei die Grippeviren immer mehr verbreiten.Bützcher - so sagt man in Köln; Busserl in Bayern, und in Fulda sagt man, so ließen sich die "Fuldaer Gassenhauer" vernehmen:

„Gaa mer mo e Muill, aaler Scheeseguill..."

(Ausschnitt aus dem Buch "Lieder zur Fulder Foaset)
 

Protokoller Heinz Gellings kommentierte, wie jedes Jahr, das Geschehen in der Welt und zu Hause. In dem "ganzen Eurowahn", so Gellings, der im nichtnärrischen Leben auch Vorsteher der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung ist, biete die FKG "weiter Fuldaer Fastnacht an!"

„Mancher in der Ecke kauert,
und um seine DeMark trauert.
Statt der DeMark jedenfalls
schlag ich vor, wir prägen als,
eig'ne Fulder Narrenwährung,
ohne weitere Erklärung:
Münzen, kleiner als 'nen Schnuller,
die wir nennen: Fulder Huller!"

Und der Wechselkurs für diese neue Fuldaer Münze würde natürlich auf DM 11,11 festgesetzt.

Marianne Link stichelte gegen die Lokalprominenz - Ex-Oberbürgermeister Wolfgang Hamberger etwa sei im ständigen Dialog mit dem heilgen Bonifatius - „Lieber Gott, bescher ihm nie, eine Weihrauchallergie!", betete sie inständig.

Damit Hambergers Nachfolger Alois Rhiel besser in sein Amt hineinfindet, übernahm Mechthild Remmert in diesem Jahr in der Bütt das Amt seiner Beschützerin. Was dessen Vorzimmerdame gar nicht gefiel:

„Die Vorzimmerdame von meinem Chef is halt auch e weng eifersüchtig auf mich, kann man sich ja erklär, gell. Naja, da hat se geschreit, und hat  gesagt: Sie dränge sich überall vor! Das ist Mobbing! Hier wird gemobbt! Na han ich gesagt: Das gehört doch dazo! Ich mobb gern! Man kann doch nicht alles loss verstaub!"
 

Mechthild Remmert steht seit 47 Jahren in der FKG-Bütt. Sie gehört mit Günther Elm zu den beiden Stars der Fuldaer Foaset - und mit Elm führt sie alljährlich ihr traditionelles Zwiegespräch, in dem beide nicht besonders nett zueinander sind: Als die "Primatonna absoluta, die Callas von Ziehers-Nord" kündigte er sie wenig charmant an - er selber gab sich mit der Rolle des "Pianisten" zufrieden, der die Diva begleitete. Zum "Festkonzert" kam es dann aber gar nicht, weil sich die beiden wieder nach Strich und Faden zankten:

Elm: "Kannst Du net emol ebbes anderes uff die Häänd geschmier? Das hat einen sehr eigenwillige Duft! Bos ist denn das?"

Remmert: "Das beste, was Mutter Natur uns zu bieten hat, wenn es um die Pflege der Haut geht: MELKFETT!"

Elm: "Das kenn' ich! Das gibt's aber auch frisch!"

Remmert: "Geht's schon wieder los! Gell, du kannst mich net gelied!"

Elm: "Jetzt sag ja net, daß ICH Dich net gelied kann! Es gibt Millione Määnsche, die dich noch gar net kenne!"

Remmert: "Jetzt will ich dir mal ebbes sage..."

Elm: "...bos du mir säast, das geht he nie un dort wieder ruis!"

Remmert: "Und das glaube ich dir auf's Wort: Weil nämlich do dezwische absolut nichts, aber auch gar nichts ist, bos es könnt uffgehal!"

Die Fremdensitzung 1999 der FKG ging  mit den Fuldaer Fastnachtssängern zu Ende. Die waren als alte fuldische Germanen verkleidet - denen der Euro natürlich suspekt ist: "Wir sind dagegen, keine Frage! Und Akzeptanz: In keinem Falle!" riefen sie. "Drum glaubt mir's, wenn ich's nochmal sage: Wir sträuben uns, und zwar: WIR ALLE!"
Und sangen dann - in Erinnerung an die seligen Zeiten, als sie noch "buchonische" bzw. fuldische Germanen waren:

„Wir alle, wir alle,
wir bleiben so wie's immer war
hier in Buchonia.
Wir alle, wir alle,
wir pfeifen auf den Eurozirkus,
das ist doch ganz klar!
Schon unsere Väter zahlten nicht mit solchen Geldern!
Sie lebten hier in der Enklave in den Wäldern!
Wir alle, wir zahlen mit Brot und Bier und Schwartemagen,
so wird's immer sein!
Föllsch Foll hinein!
 

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© 1999 Christoph Käppeler
 
 

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