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Waren Satanisten oder Megalisten die Mörder?

5. Mai 1999

Am 20. Januar 1999 wurde in einem Haus am Horaser Weg in Fulda eine 89jährige Frau tot aufgefunden. Sie war offensichtlich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Sie war brutal zusammengeschlagen worden und hatte schlimme Verletzungen am Kopf und am Körper. Schrecklich war auch die Erkenntnis, daß die Frau offenbar mehrere Tage lang sterbend in ihrem Haus lag und sie keine Hilfe rufen konnte, weil die Täter das Telefonkabel durchgeschnitten hatten. Die Kriminalpolizei Fulda hat in den vergangenen Monaten fieberhaft ermittelt - noch hat sie keinen Täter, aber weiß mittlerweile sehr viel über sie  - vieles spricht dafür, daß es sich um „Satanisten" oder ähnliche okkulte Gruppen handelt: Heute stellte die Kripo ihre Ergebnisse vor.

Schon kurz nach der Entdeckung des Verbrechens im Januar erzählte der Neffe der getöteten Frau, daß im Dezember bei ihr ein Mann eingebrochen sei, mit dem sie sogar eine Flasche „Piccolo"-Sekt getrunken habe - bevor er wieder verschwand. Diese Flasche gab es noch. Und: obwohl das Haus der Frau ziemlich verwahrlost war, fand die Kripo weitere Spuren: einen Fingerabdruck und genetische Spuren. Der Leiter der Sonderkommission, Erster Kriminalhauptkommissar Eduard Hampl:

„Es ist also bei den Untersuchungen herausgekommen, daß an dem Mordtatort mindestens - mindestens! - zwei verschiedene männliche Personen anwesend waren, und das ist das überraschende: Einer dieser Männer ist auch derjenige, der im Dezember den Einbruch begangen hat und bei dieser Gelegenheit auch diese Flasche Piccolo getrunken hat"

Die gefundenen Spuren wurden verglichen. Rund 270 Männer aus verdächtigen Gruppen wurden aufgefordert, Speichelproben abzugeben - was die meisten von ihnen auch taten. Bisher mit negativem Ergebnis. Aber: Die Beamten verglichen auch die DNA-Spuren mit Spuren von anderen Tatorten - so von einer Grabschändung auf dem Friedhof am nahegelegenen Frauenberg in der Nacht vom 3. auf den 4. Mai 1997, als das Grab einer kurz vorher beerdigten 98-jährigen Frau aufgegraben und ein Loch in den Sargdeckel geschlagen wurde.

„Die Überraschung für uns war natürlich auch groß, denn: Erstens: es waren auch da zwei Männer; und es waren die gleichen beiden Männer, die auch am Mordtatort gewesen sind"

Und dann stellte sich heraus, daß die selben Männer auch im Februar 1998 - in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar - in die Leichenhalle des Friedhofs am Frauenberg eingestiegen waren und den Sarg mit der dort aufgebahrten Leiche einer 75-jährigen Frau  geöffnet und die Leiche teilweise entkleidet hatten.

Die zweimaligen Leichenschänder sind also auch die Mörder - davon geht die Polizei aus. Aber: was ist das Motiv? Wer könnten die Täter sein? Sind es dunkel gekleidete Leute, sogenannte Megalisten, die am Frauenberg regelmäßig sogenannten „Schwarze Messen" feiern? Oder die sogenannten „Satanisten", die dort ebenfalls beobachtet werden und die durchaus gewaltbereit sind, so Kommissar Eduard Hampel?

„Aus beiden Gruppen haben wir Namen ermittelt. Wir sind noch nicht fertig, wir haben Namen ermittelt, die werden im einzelnen überprüft, und die werden also auch zur Speichelprobe herangezogen. Ein positives Ergebnis in dieser Hinsicht liegt uns aber noch nicht vor"

Alle die, die nicht freiwillig zur Speichelprobe kommen, sollen dann später zwangsweise dazu vorgeführt werden. Dazu aber müssen sie erst einmal amtsrichterlich als "verdächtig" eingestuft werden.

Die Täter haben am Tatort keine satanistischen Zeichen hinterlassen - wie das umgedrehte „Amen" - „Nema", das etwa in der abgebrannten Kirche auf dem Gehilfersberg in Rasdorf (Landkreis Fulda) an die Wand geschmiert wurde. Die Polizei kann also derzeit nur  spekulieren.

„Weil natürlich auch wir uns nicht ohne weiteres in die Lage solch eines Menschen versetzen können. Das ist also wirklich sehr schwer zu erklären und Sie sehen mich da in diesem Punkt also auch, sagen wir mal, ratlos!"

Auch das Alter des Mordopfers - 89 - und das der geschändeten Leichen, 98 bzw. 75, lädt zu Spekulationen ein. So soll es laut Eduard Hampl in Fulda eine okkulte Band namens "Witchburner" deutsch "Hexenverbrenner" - geben. Sind möglicherweise alte Frauen für die kranken Täterhirne Hexen, die getötet werden müssen?

Auf jeden Fall ist die Vermutung, die gleich nach der Entdeckung des Mordes geäußert wurde, es sei ein Raubmord gewesen, wohl vom Tisch. Auch wenn wohl vermutlich ein geringer Geldbetrag verschwunden war. Einfach irgendwelche durchreisende Obdachlose können es auch nicht gewesen sein - dazu ist der Bezug der Täter zu Fulda - innerhalb von zwei Jahren zwei Schändungen und ein Mord - zu groß.

Eduard Hampl hofft jetzt, daß sich Leute melden, die vielleicht damals jemanden auf dem Frauenbergfriedhof beobachtet haben und das für nicht so wichtig hielten, weil sie nicht wußten, daß die Männer später einen Mord begehen würden. Insgesamt sind Belohnungen für die Aufklärung des Mordes von 16.000 Mark ausgesetzt.

Weiterer Bericht vom 11. Mai 1999: "Ritueller Mord oder Tat geistig verwirrter?"

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© 1999 Christoph Käppeler

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