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28. September 1999

Fuldas Erzbischof Johannes Dyba verurteilt katholischen Laienverein als geistig Verwirrte und erntet scharfe Reaktionen von ZdK und Politik.

Der Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba hat die Inititiative des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, anstelle der Bischöfe die katholische Schwangerschaftskonfliktberatung fortzusetzen, scharf angegriffen. Am vergangenen Freitag hatten fast 50 katholische Prominente den Verein „Donum vitae" gegründet, nachdem zum Abschluß der Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfskonferenz in Fulda deren Vorsitzender, der Mainzer Bischof Karl Lehmann, kaum Spielraum mehr sah, dem Papst in Rom zu gehorchen und keine gesetzlichen Beratungsscheine an schwangere Frauen mehr zu vergeben. Dybas harsche Worte erscheinen als „Das Wort des Bischofs" im Bistumsblatt „Bonifatiusbote".

Im „Wort des Bischofs", fährt Erzbischof Johannes Dyba schweres Wortgeschütz gegen die katholischen Laien auf. Im Visier hat er den Verein „Donum vitae". Zu dessen  Gründungsmitgliedern gehören die CDU-Ministerpräsidenten Bernhard Vogel und Erwin Teufel, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, SPD, Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm, CDU und viele mehr. Im Bonifatiusboten schreibt Bischof Dyba:

„Ein Unternehmen, dessen Zielobjekt der Schein zur straffreien Abtreibung ist, ,Donum vitae' (Geschenk des Lebens) zu nennen, offenbart die geistige Verwirrung seiner Urheber. Dabei wäre ,,Donum mortis", Geschenk des Todes, die wahrhaftige Bezeichnung für den Beratungsschein, denn seine Funktion ist es doch, die Tötung des Kindes im Mutterleib zu ermöglichen und das nicht, ohne auch dem Gewissen der Mutter einen tödlichen Stoß zu versetzen."

Der Verein „donum vitae" war am Freitag gegründet worden, weil die katholischen Laien es für dringend notwendig halten, im staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung zu bleiben. Hans Joachim Mayer, der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken:

“Der Einsatz für den Schutz des Lebens ist eine Sache der Ethik und der Praxis. In der Praxis zeigt sich auch die Wirkung des Einsatzes. Statistische Daten erweisen, dass durch den Einsatz im Rahmen der gesetzlichen Schwangerschaftskonfliktberatung Tausende von Kindern gerettet wurden, während eine Beratung außerhalb des Gesetzes Frauen im Konflikt faktisch nicht erreicht. Ebenso klar ist, dass dramatische Gesten weder Kinder retten, noch in der Gesellschaft einen Sinneswandel herbeiführen können.”

Der letzte Satz war auf Fuldas Bischof Johannes Dyba gemünzt.
Natürlich, so räumt auch Dyba im „Wort des Bischofs" ein, gebe es das, daß Kinder schwankender Mütter noch gerettet würden, wenn man den Beratungsschein anbiete. Aber: Viele Tausend Kinder würden getötet, weil das Bewußtsein dafür erloschen sei, daß es sich bei Abtreibung um ein „verabscheuungswürdiges Verbrechen" handele, wie das 2. Vatikanische Konzil festgestellt habe. Dyba wirft den katholischen Laien aber noch mehr vor:

"Da versammeln sich Spitzenfunktionäre des politischen Katholizismus in Deutschland wie die Bischöfe in Fulda und gründen am 24.9.1999 ihre Stiftung ,,Donum vitae", die die Konfliktberatung übernehmen und die Scheinausgabe weiterhin garantieren will. Wenn man sich die Politiker ansieht, die da als Gründerinnen und Schirmherren auftreten, wird einem klar, was da eigentlich vor sich geht. Die Politiker sagen sich: Wenn die römisch - katholische Originalkirche uns das moralische Alibi für das Abtreibungs - Unrecht in Deutschland nicht mehr geben will, dann müssen wir uns eben selbst eine Kirche schaffen, die das tut. Und so kommt es zu dem unglaublichen Beginnen der politischen Handlanger jedweder Couleur im Präsidium der Zentralkomitees, gegen den Papst und an den Bischöfen vorbei eine Art Parallelkirche aufzubauen, in der dann auch eine andere Moral und politkonforme ethische Grundsätze gelten, die ermöglichen sollen, was am Felsen Petri zu scheitern droht".

Die ZdK-Laien hatten sich allerdings schon am Freitag solche Vorwürfe verbeten - niemand habe das Recht, ihnen abzusprechen, sie wollten Leben schützen und dem Bekenntnis zum Schutz des ungeborenen Lebens auch Taten folgen zu lassen.  ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer erklärte heute, an dem Tag, an dem der Bonifatiusbote-Artikel erschien, in Bonn, Erzbischof Dyba fahre mit seinem Artikel fort, mit Polemik, Teilwahrheiten, Verdrehungen und Unterstellungen die Kirche zu spalten. Er wende sich gegen seine bischöflichen Mitbrüder, gegen die Beraterinnen in den katholischen Beratungsstellen und gegen die große Mehrheit der Gläubigen, die sich aus ihrem Glauben heraus und ihrem Gewissen folgend für die Rettung des Lebens Tausender ungeborener Kinder einsetzten.

Durch seinen respektlosen Umgang mit der Gewissensentscheidung anderer zerstöre Dyba die einheitsstiftende Kraft des bischöflichen Amtes. Glücklicherweise, so Meyer, gebe es unter Bischöfen wie unter Laien eine überwiegende Mehrheit, die zu einem sachlichen Gespräch mit diesem Ziel in der Lage sei.

Die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn wollte zur scharfen Kritik von Johannes Dyba an der Laieninitiative nichts sagen - es sei Politik der Bischofskonferenz, so eine Sprecherin, Äußerungen einzelner Oberhirten nicht zu kommentieren. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz und Gegenspieler Dybas, der Mainzer Bischof Karl Lehmann, hatte allerdings in der Welt am Sonntag von diesem Wochenende sich positiv zu der von katholischen Laien gegründeten Stiftung geäußert und davor gewarnt, diese als «neues Objekt der Polemik auszusuchen».

Der Vorsitzende des Katholikenrates im Bistum Fulda, Tobias Angert, meinte, die Kritik Dybas treffe die Fuldaer Laien nicht - denn sie würden ja im Bistum Fulda kein „Donum vitae" gründen wollen.

Die Fuldaer SPD-Bundestagsabgeordnete Barbara Imhof, schreibt in einer Stellungnahme wörtlich: „Diese typisch Dyba’sche Art der gnadenlosen Reaktion auf die ernsthaften Menschen, die zu einem anderen Ergebnis kommen als er selbst, ist auch gesellschaftlich nicht mehr hinnehmbar"

Erzbischof Dyba wollte sich über seinen Artikel im Bonifatiusboten hinaus nicht weiter zu seinem Artikel in den Medien äußern.
 

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© 1999 Christoph Käppeler
 
 

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